AL im Kaleidoskop

#aha Gazette

Über den Alltag hinaus

20. April 25

In den Grenzsituationen des Lebens zeigst du dich, wie du geworden bist. Mit deinem aktuellen Entwicklungspotential. Im Philosophieunterricht - es ist lange her - hörte ich von der Existenzphilosophie und sie interessierte mich brennend. Wie könnte das konkret sein?

Jaspers, Hauptvertreter dieser philosophischen Richtung, zählt die Phänomene Zufall, Herkunft, Tod, Leiden, Kampf, Schuld sowie die Geschichtlichkeit des Daseins dazu. Oder es treten Bedingungen auf, in denen das Leben selbst in Gefahr ist. Oft auch ein schwerwiegendes Dilemma, in dem sich der Mensch unwiderruflich entscheiden muss. Salopp gesagt: Eine Krise ist eingetreten.

Hier vollzieht sich eine Trennung zwischen Scheinproblemen und echten Problemen. Ernst Sandvoss, Philosoph unserer Zeit, sieht hier eine "echte Philosophie", die den eigenen Horizont erweitert, die die Wirklichkeit erschließt: "Echt ist eine Philosophie, wenn sie im Hinblick auf die Mitwelt Kommunikation, Kooperation und Koexistenz fördert." Gibt es etwas Spannenderes als die Lebensaufgabe? Es ist ein Thema, das stets für Gesprächsstoff sorgt, uns zum Denken bringt und uns verstehen lässt.

Äußerlichkeiten und innere Schönheit

16. April 25

Wir erkennen die innere Schönheit, weil wir sie in unserer Umgebung wahrnehmen.
"Ferner ist es die Schönheit der Erde, welche die Version der im Geiste vorhandenen Schönheit in uns wachruft", schreibt Hazrat Inayat Khan, ein indischer Mystiker, Anfang des 20. Jahrhunderts.

In unserem Kulturkreis verbinden viele Meditation und religiöse Werte mit dem Rückzug von der Welt und dass wir uns von Äußerlichkeiten abwenden müssten. Von dem, was uns erfreut. Menschen glauben, Opfer bringen zu müssen, sich entscheiden zu müssen zwischen der seelischen Entwicklung und dem Materiellen. Es ist für unsere Wahrheitsfindung nicht hinderlich, den Blick nach außen zu wenden. Die Innenschau und die Freude am Schönen, das uns umgibt: Beide gehören zusammen.

Das Happy End

9. April 25

So enden Märchen. Das Gute bekämpft das Böse. Wünschen wir uns nicht alle, dass das Gute gewinnen möge? Wir erkennen das Gute am besten, wenn sich das Schlechte deutlich davon abhebt. So wie wir den Kontrast benötigen, um die Wirklichkeit einschätzen zu können. Betrachte ich die Medienlandschaft, das Angebot an Büchern, das Repertoire an Filmen und Fernsehserien, die Postings in den Social Media-Plattformen, dann wird der Trend zu Sex and Crime, oft mit verarmtem Wortschatz versehen, ganz deutlich. Während Sex zu den lebensfrohen Themen zählt, ist das Verbrechen schädlich für uns.

Millionen Menschen sehen sich allabendlich Krimis und Thriller an. Im Fernsehen sterben Menschen zuhauf - nicht wirklich - der Drehfilmautor, der Regisseur, die Schauspieler gaukeln es uns vor. Was macht dieser Konsum mit unserem Bewusstsein? Kriegen wir davon nicht zunehmend Albträume? Gerne möchten viele von einer friedlichen Welt träumen. Unser seelisches Gleichgewicht beginnt in unseren Köpfen. Ebenso die Sicht auf die Welt um uns. Was wir lesen, was wir sehen und hören und wie wir darüber denken, trägt wesentlich zu dem bei, wie es uns heute und in Zukunft geht.

Das gute Selbst

2. April 25

Ist der Mensch, der nach dem Guten strebt, langweilig und somit auch das, was uns guttut?
Blaise Pascal, Philosoph im 17. Jahrhundert, meinte, dass das Ich betrogen sein will mit Illusion und faulem Zauber, schönem Schein. Ahnte er damit nicht die Entwicklung unserer Gesellschaft voraus? Eine Konsumgesellschaft ist entstanden, die man mit "schönem Schein" gar nicht besser beschreiben könnte. Gleichzeitig mit dieser ging jedoch noch ein anderer Prozess einher. Die Psychologie, die Tiefenpsychologie, die Geisteswissenschaften haben den Wert der individuellen Persönlichkeitsentwicklung, das Streben nach Selbstverwirklichung aufgezeigt und vorangetrieben.
Das Recht auf Glück des Einzelnen wurde gesetzlich verankert. Hazrat Inayat Khan, ein indischer Mystiker und Musiker, schrieb Anfang des 20. Jahrhunderts: "Schönheit wird aus der Harmonie geboren. … das Geheimnis der ganzen Schöpfung ist Harmonie." Intelligenz verlange danach, die Vollkommenheit der Harmonie zu erreichen. "Was der Mensch Glück, Wohlbehagen, Gewinn nennt, alles, wonach er sich sehnt und was er sich wünscht, ist Harmonie."

Unsere Vorstellung von Harmonie variiert von Person zu Person. Sehen wir uns nur die verschiedenen Musikrichtungen an. Als beispielsweise der Jazz aufkam, empfanden ihn einige als unharmonisch. Daraus ersichtlich wäre der Unterschied im Harmonieempfinden der Menschen und auch ihre Aufgabe, in ihrem Umfeld die zu ihnen passende Harmonie entstehen zu lassen.

Die Würze

30. März 25

Philosophische Gedanken sind die Würze des Lebens. Manche glauben, das sei eine hochwissenschaftliche Angelegenheit. Doch oftmals werden sie von Kindern kreiert, die sich aufmachen, die Welt zu begreifen und uns gelegentlich mit ihren logischen Schlüssen amüsieren. Weil sie ihren spontanen Eingebungen folgen, die Wahrheit auf den Punkt bringen. Die philosophischen Fragen, zum Beispiel: "Was machen Leute gerade, warum machen sie das?" Das "Warum" bringt uns dem Sinn näher und damit dem Antrieb, der uns am Leben hält.
Wenn wir uns erinnern, welche Fragen uns als Kinder beschäftigt haben, sind es philosophische. Was wollten Sie damals unbedingt wissen? Haben Sie ihre Antworten gefunden? Dann kamen die nächsten Fragen auf uns zu, die mit dem Verstehen der Wirklichkeit zu tun haben.
Mit meiner neuen Initiative möchte ich philosophische Gedanken in den Alltag bringen, nachdenklich stimmen, im Idealfall erheitern und, sollte es mir gelingen, Sinn stiften.