Karrussell der Themen

Einige meiner Texte sind in
Literaturmagazinen erschienen

Fragen blitzen auf,
werfen sich, wälzen sich.
Im Radio singt einer von Amore.
Da sehnt sich ein Mensch,
werden sie sich kriegen,
oder aber alles anders?

Das zielstrebige Denken,
muss es wiederfinden,
den Faden wieder aufnehmen.
Muss logisch sein,
muss Sinn ergeben.

Ein Hund jault auf,
sicher klein,
braucht Hilfe.
Rasch den Plan für den Tag,
was ist zu tun?

Muss nachdenken,
nichts vergessen,
mich konzentrieren,
muss planen,
eine Liste machen.

Ferne das glucksende Lachen eines Mädchens.
Noch ist es dunkel,
vor meinem Fenster.


Gedicht, 16.2.2025, #kkl 49 "Ablenkung"

Ein einem ganz normalen Vormittag. Auf einmal starrt es mich an. Das Problem. Unverfroren stellt es sich vor mich hin. Ich hebe es auf und halte es in meinen Händen. Krustig, wie eine Weltkugel. Die schroffen Krater und bizarren Wüsten, unwegsame Urwälder und flüsternde Grassteppen. Sie zeigen sich in winterlichem Gewand.

Ich drehe es ein Stück weiter. Es klingt wie der Sendersuchlauf eines Radios. Sein Rauschen hält schließlich an. Ich ziehe eine Freundin zu Rate und gebe dem Problem einen Schubs. Angesichts ihrer Äußerungen fliegt es auf, verpufft es zu Luft. Einen Schritt vorwärts taucht es wieder auf und entfaltet einen unbetretenen Weg auf dem Globus. Wo würde er hinführen? Ist er eine dieser Durststrecken, die man passieren müsste, um dann an der Küste das Dickicht zu durchbrechen? Den Ausblick zu haben. Oder den Hügel hinauf, die Weite der Landschaft zu überblicken? Es offenbart seinen weitläufigen Charakter. Ist es lösbar, am Ende des Tages?

Ich frage einen Freund, der es teilweise ebenso sieht. Er fügt Zutaten hinzu, die funkeln, die ihm mehr Gestalt verleihen. Ein Drehmoment weiter sehe ich seine packende Geschichte. Es konnte nur werden, wie es ist, was es ist. Die Problemkugel dreht sich, bis sie am Start angelangt ist. Aus mannigfaltigen Aspekten betrachtet, ein Ringen um Klarheit. Es scheint, als bräuchte es das Facettenauge einer Fliege. Bild um Bild reiht sich kontinuierlich aneinander.
Miniatur, 13. November 2023, #kkl34

"Für das System des Unbewussten gibt es keine Zeit" - Didier Anzieu

Der Dichter erfindet eine Haut von Wörtern, die sich zusammenfügen, zu einer Figur werden. Zu einer Landschaft, die Schauplatz einer Handlung wird. Er selbst hält sich im Hintergrund. Eine Person schlüpft aus seiner Fantasie, aus dem Land der zeitlosen Träume. Sie könnte genauso gut aus der Jungsteinzeit sein, oder vorausgedacht um zehn Jahre, wie auch im Heute. Oft drängt sie sich ihm auf mit ihrem ihr eigenen Thema, mit ihrem Charakter. Er braucht dieses Thema und diese seine Figur hilft ihm dabei, es zu denken.
In der Arbeit und auch sonst, sitzen Menschen Einsiedlern gleich hinter ihren Laptops, Bildschirmen, Displays. Sie fühlen sich mächtig selbstbestimmt in ihren einsamen Sitzungen. Wortwechsel, Erledigungsvermerke, Gefühlsicons schicken sie einander, emsig und kontaktbeflissen. Und Udo ist einer von ihnen. Der seine E-Mails checkt, automatisch reagiert auf die Flut an Routinekorrespondenz. Vordergründig erledigt er, hintergründig fällt ihm so allerhand ein. Er fühlt sich wohl, wenn er über seine Träume nachdenkt. Von Zeit zu Zeit erscheint eine bunte Frau in seinen Träumen.
Zeitig am Morgen sind die Büroräume nüchtern und stressbefreit. In der Küche klirrt Geschirr, das aufgeräumt wird. Er schließt die Mail-App und blickt ins Leere. Es könnte eine Vorahnung sein, doch er verwirft diesen Gedanken. ‚Ich habe sie erfunden', wahrscheinlich ist es so. Er öffnet ein Textdokument und schreibt sie auf, mit allen Details, die ihm in den Sinn kommen. Sieben Uhr vierzehn. Noch vor acht kommen dann die vom Versand an. Die gehen nur vorbei und grüßen. In zwei Tagen ist Deadline, dann muss das Projekt stehen. Noch so Vieles zu erledigen, doch Udo kann nicht anders als schreiben. Einen Namen braucht sie. Was passt zu Udo? Er stockt, sieht auf den Buchstabensalat. Was passt zu einer kunterbunten Frau? Ein langer Name, wie beispielsweise "Waltraud"? Auf keinen Fall ein komischer. Ein Tagtraum von einer Frau! In einem fließenden Gewand.
Ein Anruf kommt herein, dann noch einer. Er schreibt ein E-Mail retour und leitet eines weiter an die Zuständige, die er auf einer Liste mit Kompetenzbereichen identifiziert. Ein Schwung Daten kommt an und er muss sie in das System eintippen. Das dauert. Dazwischen die Sehnsucht nach seiner Traumfrau. Es drängt ihn, weiterzuschreiben und er verschiebt es auf die Mittagspause. ‚Hoffentlich ist sie dann nicht weg', denkt er. ‚Gedanken flüchten zuweilen.' Er holt sich ein dicht belegtes Sandwich mit Mayonnaise aus der Kantine und schaltet das Telefon auf "Umleiten". Klarer als zuvor sieht er sie nun. Er betrachtet sie erwartungsvoll und fragt: "Warum habe ich dich erfunden?" "Damit du an die Liebe glauben kannst."
Kurzgeschichte, 18. April 2024, #kkl 39

Ein Wimpernschlag der Erkenntnis. Ein Aufflackern des Hellen. Im Bruchteil einer Sekunde, im Lernprozess, im Vertiefen in die Texte. Am liebsten würde ich den Gedanken anhalten, ihn auskosten. Nachgedacht wird über Autonomie, Ausführungen, Zitate. Selbstverständlich Bestandteil meines Lebensgefühls, die Themen Selbstständigkeit, Freiheit und Autonomie, doch nicht so klar durchdacht und bewusst gefühlt. Ist mir doch das Manipuliert werden, so beinhart es klingt, selbstverständlich geworden. Die Frage: Muss ich mich dauernd mit Menschen treffen, von denen ich seit jeher weiß, dass sie den Gesprächsverlauf und auch die von mir gewünschten Aussagen bestimmen wollen? Darf ich mich von ihnen absetzen? Warum fühle ich mich in ihrer Gegenwart nicht wohl? Ist eine Person ein Schwächling, die moralisch handelt? Sind nicht die, die manipulieren immer eine Stufe höher im Kurs, auf der Erfolgsleiter? Menschen tanzen nach ihrer Pfeife und die würden den Teufel tun, sie zu linken. Ist der moralisch Handelnde der ewige Loser?

Nein, sagt Kant. Es ist unmoralisch, andere zu manipulieren. Man nimmt dem Anderen die Würde. Aha, also war mein Bestreben richtig. Wie ist das in der heutigen Zeit? Gilt als verschroben, wer versucht, moralisch zu handeln? Geld und Macht kriegt der, der sich unsauber verhält. Aber nicht zu viel, sonst ist man angeschwärzt. Was hast du von deiner Moral und von deinem Streben nach Sauberkeit? Dass Kant dich gut findet, der schon lange nicht mehr unter den Lebenden weilt? Oder die anderen Philosophen, die moralisch denken? Keiner wird dir, wie eben früher auch schon immer, dafür auf die Schulter klopfen. Also Zeitgeist: was wäre mein Lohn, seelisch geistig, materiell eher nicht?

Es ist dieses Gefühl. Das ist es. Kennt ihr es, oder nicht? Glücklich sein, ohne sich Vorwürfe zu machen. Wenn du einen Menschen liebst oder mehrere. Glücklich und frei. Außer du wirst betrogen, dann hat das Glück Sendepause. Dann kommt das Nachdenken über das Gelinkt sein. Nach dem Nachdenken das peinliche Sichblödfühlen. Wenn der Ärger nachlässt, ist es wieder da. Die Freude über Musik, der Anblick der Natur, die Liebe - das Glück.
Essay mit Bild, 16. Juni 2023, #kkl29

"Allerlei Meditieren"

Gedicht und Bild, 12.10.2025, #kkl 57 "Selbstermächtigung"


"Zielfoto"

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"Tummelplatz der Götter"

Kurzgeschichte, 1.5.2025, #kkl 52 "Essenz"


"Statussymbole der Hirnbesitzer"

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“Villanelle des nihilistischen Aufwands”

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“Friedensvillanelle”

Gedicht zur Inititative “Stimmen gegen den Krieg”,
März 2022 online auf Literaturhaus Wien