Ein Wimpernschlag der Erkenntnis. Ein Aufflackern des Hellen. Im Bruchteil einer Sekunde, im Lernprozess, im Vertiefen in die Texte. Am liebsten würde ich den Gedanken anhalten, ihn auskosten. Nachgedacht wird über Autonomie, Ausführungen, Zitate.
Selbstverständlich Bestandteil meines Lebensgefühls, die Themen Selbstständigkeit, Freiheit und Autonomie, doch nicht so klar durchdacht und bewusst gefühlt. Ist mir doch das Manipuliert werden, so beinhart es klingt, selbstverständlich geworden.
Die Frage: Muss ich mich dauernd mit Menschen treffen, von denen ich seit jeher weiß, dass sie den Gesprächsverlauf und auch die von mir gewünschten Aussagen bestimmen wollen? Darf ich mich von ihnen absetzen? Warum fühle ich mich in ihrer Gegenwart nicht wohl? Ist eine Person ein Schwächling, die moralisch handelt? Sind nicht die, die manipulieren immer eine Stufe höher im Kurs, auf der Erfolgsleiter? Menschen tanzen nach ihrer Pfeife und die würden den Teufel tun, sie zu linken. Ist der moralisch Handelnde der ewige Loser?
Nein, sagt Kant. Es ist unmoralisch, andere zu manipulieren. Man nimmt dem Anderen die Würde. Aha, also war mein Bestreben richtig. Wie ist das in der heutigen Zeit? Gilt als verschroben, wer versucht, moralisch zu handeln? Geld und Macht kriegt der, der sich unsauber verhält. Aber nicht zu viel, sonst ist man angeschwärzt. Was hast du von deiner Moral und von deinem Streben nach Sauberkeit? Dass Kant dich gut findet, der schon lange nicht mehr unter den Lebenden weilt? Oder die anderen Philosophen, die moralisch denken? Keiner wird dir, wie eben früher auch schon immer, dafür auf die Schulter klopfen.
Also Zeitgeist: was wäre mein Lohn, seelisch geistig, materiell eher nicht?
Es ist dieses Gefühl. Das ist es. Kennt ihr es, oder nicht? Glücklich sein, ohne sich Vorwürfe zu machen. Wenn du einen Menschen liebst oder mehrere. Glücklich und frei. Außer du wirst betrogen, dann hat das Glück Sendepause. Dann kommt das Nachdenken über das Gelinkt sein. Nach dem Nachdenken das peinliche Sichblödfühlen. Wenn der Ärger nachlässt, ist es wieder da. Die Freude über Musik, der Anblick der Natur, die Liebe - das Glück.
Essay mit Bild, 16. Juni 2023, #kkl29